Tipps zu Aufsätzen 4 9. Jahrgangsstufe 4 Erörterung im Anschluss an einen Text 4 Vorgehensweise

 

  Erörterung im Anschluss an einen Text - Vorgehensweise
       
  Für das Ausformulieren einer Erörterung im Anschluss an einen Text ist die Vorarbeit enorm wichtig. Hierfür solltest du dich an bestimmte Arbeitsschritte halten, die dir helfen werden, einen Überblick und Ordnung in deine Gedanken zu bringen.
       
  1. Schritt: Themaerschließung und Textanalyse
       
   

Der erste Schritt besteht darin, dass du dir zunächst einmal über das Thema klar wirst, das der Text behandelt.

     
    Wichtig ist, dass du das Thema des Textes hundertprozentig erfassen kannst, also den Inhalt, den Gedankengang des Autors und die darin enthaltenen Begriffe klärst.
     
    Wenn du den Text vor dir liegen hast, beginne also damit, ihn dir zunächst möglichst einige Male genau durchzulesen. Hierfür solltest du dir wirklich Zeit nehmen, denn die Gefahr ist groß, dass man bei einer Erörterung das Thema verfehlt.
     
    Lasse dich also von hilfreichen (Erschließungs-) Fragen leiten:
    Um was handelt der Text? Was gehört alles zum Thema? Gibt es Begrenzungen / Einschränkungen? Welche Problematik wirft der Autor auf? Wie könnte die Problemfrage lauten?
    Verstehe ich alle (Schlüssel-) Begriffe, die darin enthalten sind?
    Sind die Arbeitsaufträge präzise gestellt? Kann ich sie gut nachvollziehen?
    Was muss ich beachten? Wo könnte ich Probleme haben?
       
   

Unterstreiche / Markiere beim Durchlesen schon einmal wesentliche Aussagen und Argumente des Autors oder Textstellen, die dir wichtig erscheinen. Wenn dir dazu schon etwas einfällt, notiere Stichpunkte / Eindrücke an den Rand.

       
    Unbekannte Begriffe solltest du gleich versuchen, zu klären.
    Tipp 1: Überlege, ob du sie dir durch den inhaltlichen Zusammenhang erschließen kannst.
    Tipp 2: Schlage in Wörterbüchern, Lexika oder Duden nach, sofern du diese verwenden darfst.
    Tipp 3: Bei langen schwierigen Sätzen ist es einfacher, diese zu zerlegen.
       
    Kläre, um welchen Verfasser (Autor), welches Erscheinungsdatum und Erscheinungsort es sich bei diesem Text handelt.
       
   

Nun fasst du den Text stichpunktartig und abschnittweise zusammen, sodass du genau weißt, dass du ihn verstanden hast und auch die Gedankengänge des Autors ordnen kannst.

       
    Erarbeitung und Darstellung der gedanklichen Struktur
       
    Nun musst du die gedankliche Struktur des Textes untersuchen, Zusammenhänge finden und erläutern und die Argumentationsstruktur des Autors verstehen.
       
    Es folgt die Schwierigkeit, dass du die Hauptgedanken (Thesen) des Autors und seine Argumente selbst herausfinden musst.
       
    Hast du diese gefunden, überprüfe, ob für die Thesen auch Begründungen (Argumente) vorliegen, die diese stützen. Orientiere dich hierbei an Erläuterungen, die hinzugefügt wurden, Fakten und Zahlen oder Beispiele, die die These veranschaulichen sollen. Frage dich dabei folgendes:
    Wie gliedert der Autor seinen Text?
    Wie sind die einzelnen Abschnitte des Textes miteinander verbunden?
    Was für Behauptungen lassen sich finden?
    Welche Begründungen und Beispiele werden zur Unterstützung der Behauptungen benutzt?
    Welche Folgerungen schließt der Autor daraus?
       
    Anschließend überprüfst du die Argumentation, das heißt, du untersuchst, ob die gemachten Beispiele und Erläuterungen und die angegebenen Zahlen und Fakten angemessen sind und zu überzeugen wissen. Stelle dir dazu einige hilfreiche Fragen:
    Sind die Behauptungen richtig?
    Beziehen sich die Behauptungen nur auf eine Seite des Problems oder ist der Text ausgewogen?
    Liegen passende Begründungen zur gegebenen These vor? (bloße Behauptung = keine sinnvolle Erläuterung der These)
    Überzeugen die gegebenen Begründungen zur These, sind sie nachvollziehbar, richtig und verständlich? Kann ich ihnen zustimmen?
    Sind die gegebenen Beispiele, Fakten und Zahlen sinnvoll, glaubwürdig und allgemein gültig? Liegt hier eine objektive Beweisführung vor?
    Lassen sich auch subjektive Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsbereich des Autors finden? Können diese von anderen nachvollzogen werden?
    Kann man leicht mit Gegenargumenten arbeiten?
    Sind alle Argumente logisch nachvollziehbar?
       
    Beschreiben und Beurteilen der sprachlichen Darstellungsweise
       
    Untersuche die sprachliche Darstellungsweise, die der Autor verwendet. Vergiss nicht, auch die Wirkung auf den Leser dieser Besonderheiten zu beschreiben.
       
    Folgende Punkte solltest du dabei beachten:
       
    Satzbau: Welche Satzbauart ist überwiegend zu erkennen?
      Kommen überwiegend Hauptsätze vor? (parataktischer Satzbau)
      Kommen überwiegend Zusammensetzungen aus Haupt- und Nebensätzen vor? (hypotaktischer Satzbau)
      Welche Art von Sätzen fallen besonders auf? Werden viele Fragesätze oder Befehlssätze verwendet?
      Welche Länge weisen die Sätze durchschnittlich auf? Sind sie eher lang oder kurz?
         
    Wortwahl: Welche Besonderheiten lassen sich bei der Wortwahl feststellen?
      Werden viele Verben, Nomen oder Adjektive aus demselben Bereich verwendet?
      Kann man viele ausschmückende oder wertende Adjektive finden?
      Enthält der Text Fremdwörter?
      Gibt es viele Fachbegriffe oder spezielle Ausdrücke?
      Tauchen viele umgangssprachliche oder altertümliche Wörter auf?
         
    Sprachebene: Welcher Sprachstil wird vorwiegend gebraucht?
      sachlich
      ausschmückend
      Standardsprache
      Umgangssprache
      Jugendsprache
      Fachsprache
      gebildet
         
    Rhetorische Stilmittel: Sind im Text rhetorische Figuren zu finden?
      Benutzt der Autor Übertreibungen?
      Benutzt er Wiederholungen (Repetitio)?
      Lässt sich eine Ironie feststellen?
      Werden Gegenüberstellungen verwendet (Antithesen)?
      Sind rhetorische Fragen vorhanden?
         
      Auf welche rhetorischen Figuren du den Text noch untersuchen kannst, erfährst du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_rhetorischer_Figuren
         
    Zielgruppe und Absicht
         
    Überlege dir, welche Zielgruppe der Autor mit seinem Text ins Auge nimmt und welche Absicht von seinem Text ausgeht. Frage dich dabei folgendes:
      Lassen sich Besonderheiten feststellen, die auf eine bestimmte Zielgruppe spezialisiert sind (Jugendsprache, Fachsprache ...)?
      Muss der Leser einen bestimmen Kenntnisstand aufweisen?
      Was für eine Wirkung erzielt der Text auf den Leser? Welche Absicht verfolgt der Autor damit?
      Will der Autor mit seinem Text kommentieren, auffordern, unterhalten, informieren?
         
  2. Schritt: Eigene Stellungnahme
     
    Betrachte genau deine gefundenen Argumente im Text. Setze dich mit ihnen auseinander, bilde dir deine eigene Meinung dazu und versuche, Erörterungsansätze zu finden.
     
    Nimm dabei kritisch Stellung zu den vorgebrachten Thesen und stütze oder entkräftige sie mit selbst gewählten (Gegen-) Argumenten.
     
    Bei der Stellungnahme kann man gewöhnlich drei verschiedene Arten unterscheiden, die du auf jede These anwenden kannst: Zustimmen, Ablehnen, Einschränken.
     
    Um deine Gedanken zu sammeln, kannst du dir eine Stoffsammlung anlegen. Die Stoffsammlung dient dazu, dass du all dein Wissen, deine Ideen und Gedanken zu deinem Thema sammelst und aufschreibst. Du betreibst also eine Art Brainstorming. Du notierst alles, was dir zum Thema einfällt, auch wenn es dir etwas entfernt davon erscheint.
         
    Dabei können dir folgende Fragen helfen:
    Fallen mir noch wichtige Aspekte zum Thema ein, die im Text nicht aufgeführt sind? (Lösungen, Thesen, Belege, Begründungen, Beispiele etc.)
    Stimme ich den Behauptungen zu? Lehne ich sie ab? Warum? Was kann ich sonst noch zu ihnen sagen?
    Wie sind meine Ansichten zu dem Thema? Stimmen meine Erwartungen mit denen des Textes überein?
       
  3. Schritt: Gedanken ordnen
     
    Fällt dir nun wirklich nichts mehr ein und du hast aber genug Stoff gesammelt, ist es jetzt an der Zeit, dein Material zu ordnen.
     
    Alle Gedanken, die zusammengehören, versiehst du am besten mit einer geschweiften Klammer. Für diese Punkte sollst du jetzt Oberbegriffe finden.
     
    Anschließend kannst du dir deine Argumentation zu den im Text auftretenden Thesen aufbauen.
     
    Vergewissere dich, dass du an alles gedacht hast und keine Wiederholungen von Thesen auftreten. Lies den Text vorsichtshalber noch einmal durch.
     
  Zeiteinteilung
     
    Bei diesen ganzen Arbeitsschritten musst du immer die Zeit beachten. Sie ist leider nur begrenzt und somit kannst du nicht stundenlang überlegen, was dir alles zu dem Thema einfällt. Es ist also wichtig, das du dir deine Zeit sinnvoll einteilst.
     
    Natürlich kannst du nicht für jeden Arbeitsschritt eine bestimmte Zeitspanne einplanen. Das hängt immer vom Thema und der Person selbst ab, wie viel Wissen und Ideen sie mitbringt.
     
    Du solltest dir aber immer merken, dass die Vorarbeit einen Großteil deiner Zeit in Anspruch nimmt.