Tipps zu Aufsätzen 4 8. Jahrgangsstufe 4 Inhaltsangabe von Sachtexten 4 Beispiel

 

  Inhaltsangabe von Sachtexten - Beispiel
   
  Beispiel und Bild mit freundlicher Genehmigung des Autors aus: Kubitza Frank, Aufsatz 7./8. Klasse, Stark Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Freising 1997, Auflage 2007, Seite 77 - 79 mit dazugehöriger Lösung von Seite 168.
   
  Aufgabe: Verfasse eine Inhaltsangabe zu folgendem Artikel.
     
    Ritter, Burgen und Burgfräulein
    1    Mancher Junge träumt davon, als Ritter in     Bauern, die in Kriegszeiten in der Burg
      den Kampf zu ziehen und manches Mäd-     Zuflucht suchten. Wein wurde gelagert,
      chen träumt davon, als Burgfräulein von   75 Waffen und Rüstungen mussten gepflegt
      einem schönen Prinzen entführt zu wer­     werden, Pferde und Hunde wurden be-
    5 den.     treut, Schreiner, Maurer und Schmiede
         Das Leben im Mittelalter und beson-     standen für Reparaturarbeiten an der
      ders das Leben in einer mittelalterlichen     Burg bereit.
      Burg war aber nicht so romantisch, vor-   80    Burgen waren die Mittelpunkte der
      nehm und bequem, wie man es sich heute     höfischen Unterhaltung: Hier wurden
    10 vorstellt.     rauschende Feste gefeiert mit den adligen
         Eine Burg war in erster Linie eine Ver-     Burgnachbarn, die in ihren prächtigsten
      teidigungsanlage. Deswegen wurden Bur-     Gewändern kamen, hier spielten fah-
      gen meist auf Bergen erbaut. So konnten   85 rende Musikanten auf, Minnesänger
      die Wächter schon von Weitem sehen,     trugen ihre Gedichte vor und die Ritter
    15 wenn der Feind anrückte, und außerdem     kämpften auf Turnieren. Turniere waren
      kämpfte es sich für den Feind schwer,     eine Art Berufswettkampf, in dem die
      wenn er mühsam einen steilen Hang hi-     besten Kämpfer ermittelt wurden. Sie
      naufmarschieren musste und von oben   90 waren auch ein Training für den Ernst-
      die Pfeile flogen. Die dicken und hohen     fall, das aber manchmal selbst zum Ernst-
    20 Mauern, die Wehrgänge (überdachte     fall wurde. Oft gab es Verletzte und Tote,
      Holzgänge auf den Mauern), die Öffnun-     was die Zuschauer aber nicht davon ab-
      gen in der Mauer, durch die man bren-     hielt, die Turniere als prächtige und span-
      nendes Pech auf die Feinde hinabgießen   95 nende Unterhaltungsshow zu genießen.
      konnte oder Steine auf sie werfen konnte,        Auf Burgen wurden die adligen
    25 der mit Wasser gefüllte Burggraben, die     Kinder erzogen: Ein junger Ritter lernte
      Zugbrücke und das Fallgatter waren alle     hier alles, was er für sein späteres Leben
      nur dafür gedacht, Feinde abzuwehren.     als Krieger brauchte: Er lernte hervorra-
      Und wenn der Feind das Haupttor ge-   100 gend zu reiten, ausdauernd zu schwim-
      stürmt hatte, dann war die Burg noch     men und zu tauchen, mit Schwert und
    30 immer nicht eingenommen. Denn zwi-     Bogen zu kämpfen und nebenbei auch
      schen Außen- und Innentor befand sich     sich höfisch zu benehmen, das heißt, ge-
      ein ungeschützter offener Bereich, der     sittet zu essen und zu tanzen. Lesen und
      Zwinger. Der Zwinger war als Falle für   105 schreiben lernte er nicht, dafür hatte er
      die Angreifer gedacht, die durch das Au-     Priester.
    35 ßentor nach innen gelangt waren. Befan-        Burgen waren zwar prächtige Gebäu-
      den sich die Feinde innerhalb der Zwin-     de im Vergleich zu den Hütten der Bau-
      germauern, so hatten sie nur die Wahl,     ern. Bequem lebte aber weder der Bauer
      durch das Außentor zurückzukehren oder   110 noch der Ritter. Panoramafenster, wie
      das Innentor zu erstürmen. Immer waren     wir sie heute kennen, gab es auf Burgen
    40 sie jedoch ohne Schutz den Pfeilen, Stei-     nicht. Oft dienten nur schmale Schlitze in
      nen und Speeren der Verteidiger ausge-     den Mauern als Fenster, die mit Tierfellen
      setzt. Und wenn die Angreifer das Innen-     oder hölzernen Fensterläden verschlos-
      tor zerstört hatten, dann hatten sie im-   115 sen wurden. In den Burgräumen war es
      mer noch nicht gesiegt. Denn die Burg-     dunkel. Licht brachten Talglampen, Fa-
    45 besatzung konnte sich als letzte Zuflucht     ckeln, Kienspäne oder das Feuer im Ka-
      in den Bergfried zurückziehen. Der Berg-     min. Richtig warm wurde es nur in der
      fried ist der höchste Turm der Burg. Der     Küche, wenn gekocht wurde, oder in der
      Eingang befand sich aus Sicherheitsgrün-   120 Kemenate (Frauengemach), die die Burg-
      den nicht zu ebener Erde, sondern im     herrin bewohnte. Saß man im Winter vor
    50 ersten Stock. Die Eingangsleiter konnte     dem Kamin des Rittersaals, wurde man
      bei Gefahr hochgezogen werden. Im Kel-     vorne geröstet, während der Rücken eis-
      ler des Bergfrieds gab es oft einen Brun-     kalt blieb. Weil es in den Nächten sehr
      nenschacht und Vorratsräume, sodass die   125 kühl war, schliefen meist mehrere Burg-
      Verteidiger lange überleben konnten.     bewohner in einem Bett. Wenn man es
    55    Zwar dienten Burgen hauptsächlich     sich leisten konnte, hatte man ein Him-
      der Verteidigung, sie waren aber auch     melbett, gewissermaßen ein Schlafzim-
      Wohnsitze der Adeligen, die dort mit     mer im Zimmer. Die Seiten wurden zu-
      ihrer Familie, ihren Dienstmannen (Sol-   130 gezogen, damit die Wärme im Bett blieb
      daten) und ihrem Gesinde (Knechte und     und als Dach diente eine Stoffhimmel,
    60 Mägde) lebten. Da der Burgherr um die     der nicht nur als Kälteschutz diente, son-
      Burg herum meist große Besitzungen     dern auch verhinderte, dass sich Unge-
      hatte, waren Burgen auch Mittelpunkt     ziefer von der Decke auf die Schlafenden
      der Verwaltung und des Gerichtswesens.   135 fallen ließ.
         Die Burg war ebenso ein Wirtschafts-        Es ist für uns heute unterhaltsam Bur-
    65 betrieb. In der großen Küche musste per-     gen zu besichtigen, aber seien wir froh,
      manent gekocht werden. Die Familie des     dass der Traum vom Ritter und vom Burg-
      Burgherren, die Dienstmannen, das Ge-     fräulein nur ein Traum bleibt. Müssten
      sinde und auch Besucher erwarteten ihre   140 wir wirklich in einer mittelalterlichen
      tägliche Mahlzeit. Man musste Vorräte für     Burg leben, wir würden uns spätestens in
    70 Kriegszeiten bereithalten und diese Vor-     einer kalten Winternacht in unser war-
      räte mussten nicht nur für die Burgbe-     mes und bequemes Zuhause zurückseh-
      wohner reichen, sondern auch für die     nen.
     
   

     
    Mögliche Lösung
     
    In dem Artikel „Ritter, Burgen und Burgfräulein" stellt der Verfasser die wesentlichen Funktionen einer mittelalterlichen Burg und das Leben in ihr vor. Burgen sind in erster Linie Verteidigungsanlagen und auf diese Funktion ist die Bauweise ausgerichtet: Burgen sind meist auf Bergen gebaut, so dass der Anmarsch für Feinde schwierig ist und sie leicht entdeckt werden können. Hohe Mauern, Wehrgänge, mit Wasser gefüllte Burggräben, Zugbrücken und Fallgatter sollen das Eindringen der Feinde in die Burg verhindern. Wenn diese Hindernisse überwunden sind, sind die Feinde auf dem Innenhof zwischen Außen- und Innentor, dem Zwinger, den Geschossen der Verteidiger ausgesetzt. Nach der Überwindung des Innentors, kann sich die Burgbesatzung immer noch in den Bergfried, den höchsten Turm der Burg, retten.
    Burgen sind zudem Wohnsitze der Adeligen und des Gesindes, Mittelpunkt der Verwaltung und oft auch des Gerichtswesens.
    Burgen sind ebenso Wirtschaftsbetriebe, in denen für die Ernährung der Burginsassen gesorgt wird und Vorräte für den Kriegsfall gelagert werden. Zahlreiche Handwerker sorgen für die Instandhaltung der Burgen.
    Darüber hinaus sind Burgen Mittelpunkte der höfischen Unterhaltung: In ihnen werden Feste gefeiert, fahrende Musikanten und Minnesänger unterhalten durch ihre Darbietungen die Burgbewohner und für die Ritter lebensgefährliche Turniere werden abgehalten.
    In den Burgen werden die Söhne der Adeligen auf ihr späteres Leben als Krieger vorbereitet.
    Burgen sind zwar prächtig anzuschauen, aber sehr unbequem zum Leben. Burgen sind dunkel, da es nur kleine Fenster gibt und unzureichende Beleuchtung. Sie sind mit Ausnahme der Küche und des Frauengemachs im Winter sehr kalt. Oft ist das Bett der einzig warme Ort, den man sich oft zu mehreren teilte. Der Verfasser zieht das Resümee, dass ein moderner Mensch, der in einer Burg leben müsste, sehr schnell das bequeme, aber vielleicht unromantische moderne Leben vermissen würde.